Preisverleihung Heimatmuseum 2018/2019

Wettbewerb Vorbildliches Heimatmuseum 2018/2019

Das Museum Ehingen und das Museum im Bock, Leutkirch erhalten den Preis „Vorbildliches Heimatmuseum 2018/2019“. Das Heimatmuseum Reutlingen erhält die Anerkennung „Digitales Museum“.

In einer Feierstunde wurden am 01. Februar 2019 drei Museen von Regierungspräsident Klaus Tappeser und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Arbeitskreises Heimatpflege, Harald Neu, im Bürgerhaus „Oberschaffnei“ in Ehingen ausgezeichnet. Der mit jeweils 2.500 Euro dotierte Preis „Vorbildliches Heimatmuseum 2018/2019“ wurde an das Museum Ehingen und das Museum im Bock, Leutkirch verliehen. Eine weitere, mit 1.000 Euro dotierte, Auszeichnung als „Digitales Museum“ erhielt das Heimatmuseum Reutlingen. Der Museumswettbewerb wird alle zwei Jahre vom Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Tübingen e.V., dessen Geschäftsführung beim Regierungspräsidium Tübingen liegt, veranstaltet. Er fand dieses Jahr bereits zum 13. Mal statt, dieses Mal allerdings unter dem neuen Namen „HEIMAT – vorbildlich im MUSEUM“.

Die Jury hat unter Leitung des Arbeitskreisvorsitzenden Karlheinz Geppert (Rottenburg am Neckar) die Preisträger unter einer Reihe hervorragender Bewerbungen aus dem Regierungsbezirk Tübingen ausgewählt. Als Sachverständige war erneut Frau Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger Mitglied der Jury.

Für die Auszeichnungen war vor allem das vielfältige innovative Engagement der überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgeblich, die durch kreative Ideen und Projekte ihr Museum lebendig und attraktiv präsentieren und zu reichhaltigem Erfahrungsaustausch anregen.

Zu den einzelnen Preisträgern: 

Das „Museum Ehingen“, seit 1985 im stattlichen „Neuhaus“ des ehemaligen städtischen Spitals untergebracht, ist ein markanter Zeuge der mittelalterlichen Bedeutung der Donaustadt. Als Stadtmuseum beeindruckt es durch seine Größe, Vielfalt und Qualität.

Das Museum zeugt von dem hohen Stellenwert, den die Große Kreisstadt Ehingen der Kultur beimisst, die unverzichtbar für die Menschen und ihre Identifikation mit der Stadt ist. Die „Museumsgesellschaft Ehingen e.V.“, deren bürgerschaftliche Wurzeln bis ins Jahr 1908 reichen, ist eine große Unterstützung für die Stadt. Das Verhältnis zwischen Stadt und Museumsgesellschaft ist von großer Wertschätzung und professioneller Sorgfalt geprägt, wovon sowohl das Museum als auch das Stadtarchiv, heute im ehemaligen Franziskanerkloster, profitieren. Beide kooperieren eng und gut miteinander, ebenso mit den örtlichen Vereinen. Das zeigen die laufend aktualisierte Dauerausstellung ebenso wie die Sonderausstellungen und die vielseitigen Angebote im Jahresprogramm.

In der Breite und Vielfalt der Aktivitäten ist ein eindrucksvolles ehrenamtliches Engagement zu spüren, welches das Gesicht des Museums Ehingen prägt und trägt: von der Stadt und der Bürgerschaft vorbildlich unterstützt, steht das Museum Ehingen auf einem starken Fundament – auch für die Zukunft.

Das „Museum im Bock“ in der alten Reichsstadt Leutkirch im Allgäu stellt ein in vielerlei Hinsicht einmaliges Stadtmuseum dar.

An der oberen Stadtmauer, im prächtigen ehemaligen „Gasthaus zum Bock“ untergebracht, umfasst es heute ein imposantes Areal zur Stadtgeschichte. Dies gilt zunächst für das Gebäude selbst, das vom Verein „Heimatpflege Leutkirch e.V.“, erworben, restauriert und in ein Museum umgewidmet wurde: So wurde über Jahrzehnte hinweg in ehrenamtlicher Tätigkeit das Stadtmuseum gebaut – bei zugleich laufendem Ausstellungs- und Museumsbetrieb und einem aktiven Vereinsleben, das im Kulturleben von Stadt und Region eine prominente Rolle spielt.

„Stadtmuseum“ ist für das „Museum im Bock“ eine fast zu profane Bezeichnung. Das Museum hat viele Funktionen, die es – in personeller Verflechtung der „Heimatpflege Leutkirch“, seiner Gründer und Träger – professionell und zugleich kreativ angeht. Anders ließen sich Museums- und Kulturarbeit in Stadt und Region nicht meistern, denn im „Museum im Bock“ sind Aufgaben vereint, die in größeren Städten eigene Institutionen erfordern. Der „Bock“ erfüllt Aufgaben der Stadtgeschichte, Denkmalpflege, Stadtsanierung und –planung und  ist somit ein Zentrum der Stadt- und Regionalkultur.

Besonders eindrücklich ist die Breite der im Museum angegangenen Themen. Die große Fläche des Museums bietet neben der Dauerausstellung Themen der Handwerks-, Textil- und Technikgeschichte, zu Schule, Kindheit und Zeitgeschichte, die zum Teil neu aufgearbeitet wurden.
So wird „Die Geschichte der Muna Urlau. Die Munitionsanstalt im Urlauer Tann“, als Ausstellung mit Originalen und Begleitband präsentiert – ein bis dahin ruhendes, heikles Thema, das nun Teil der ständigen Ausstellung im Museum ist. Dass diese Arbeit ehrenamtlich, im Verbund von Profis und Amateuren auch zusammen mit jungen Menschen geschieht: das ist „vorbildlich“ und daher preiswürdig.

Das „Heimatmuseum Reutlingen“ erhält die Anerkennung
„Digitales Museum“ für seine Ausstellung „RTimBiId. Reutlingen mit dem Smartphone. Dein Blick. Deine Stadt“.

Mit dieser Sonderausstellung geht ein klassisches Stadtmuseum mutig neue Wege, um Menschen in der Stadt zu gewinnen, denen solch ein traditioneller Kulturort bisher eher fremd war. „Instawalk“, ein „digitaler Spaziergang im Haus“, spricht neue, besonders jüngere Besucher an und verbindet sie: so wird ein Link geschaffen zwischen der Stadt draußen, ihren Bewohnern und den Dingen im Museum. Der Aufruf, eigene Smartphone-Fotos einzureichen, erreichte viele junge, museumsferne Menschen und auch neu Zugezogene. Ihre Bilder –oft ganz ungewohnte und doch alltägliche Blicke auf die Stadt – wurden ohne Beschriftung in die vorhandene Dauerausstellung integriert. Diese Irritation bewirkte Neugier, Austausch und Kommunikation: im Museum, mit den Museumsleuten und Besuchern ebenso wie draußen, außerhalb der Museumsmauern. Workshops zur kreativen Bildbearbeitung wurden für Schulklassen und Schüler ab 14 Jahren angeboten – für Kleine gab es Guckkasten-Basteln und Fotosafaris.

„Die Stadt und ihr Gesicht“ ist durch diese Ausstellung auf ganz neue Weise zum Thema geworden. Ihr digitaler Zugang war ein „Open access“ im besten Sinne: ein offener Workshop und ein Prozess, der – so der Plan des Museums – weitergehen, die Sammlungen erweitern und bereichern soll, als zugleich altes wie neues Thema von Museen: es geht um die Stadt als Heimat.

Bilder von der Preisverleihung